„Die kämpfen doch auch für unsere Freiheit“

Schülerinnen und Schüler des AFG besuchen die Horst Solf-Ausstellung "MENSCH MACHT" an der Villa Wippermann. Der Künstler selbst ist vor Ort und tritt mit den Abiturienten in den Diskurs.

Halver. Die Horst Solf-Ausstellung an der Villa Wippermann polarisiert. Sie regt an zu Diskussionen, zu Auseinandersetzungen; mit sich selbst und mit anderen. Mehr, als es bisherige Ausstellungen in der Vergangenheit getan haben. Die Gründe liegen auf der Hand. Die künstlerische Darstellung aufgeplatzter und von Bomben zerstörter Menschenkörper haben nicht auf jeden dieselbe Wirkung. Der eine findet es verstörend, der andere faszinierend.

„Ich freue mich darüber“, sagt der Künstler selbst über die Reaktionen auf seine Ausstellung. Am Dienstagmittag, 22. März, begleitet er Grund- und Leistungskurse im Fach Kunst der AFG-Oberstufe durch die Ausstellung auf der Villa-Zuwegung. Den kurz vorm Abitur stehenden Schülerinnen und Schülern leistet der 82-Jährige eine zeitgeschichtliche Einordnung – über seine eigene Vita aber auch über die Zeit, in der die Torsi entstanden – Mitte der 70er Jahre. Und er beschreibt, welche Technik er anwendete, damit die „schrecklich verstümmelten Körper … ein Albtraum menschlicher Entwürdigung und Vernichtung“ entstanden.

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Die AFGler selbst empfinden die Ausstellung vor dem Hintergrund des aktuellen Kriegsgeschehens in der Ukraine als „brandaktuell“. Die Ausführung von Horst Solf hätte ihnen die Einordnung in geschichtliche Hintergründe und die Motivation zum Entstehungsprozess des Künstlers erleichtert, sagen die Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit LokalDirekt. Der Zeitpunkt? „Gerade richtig“, sind sie sich einig. „Wir können die Augen doch nicht verschließen, vor dem, was passiert. Die kämpfen doch auch für unsere Freiheit“, betonen die Abiturienten hinsichtlich des erneuten Krieges in Europa.

Dass das längst nicht jeder so sieht, weiß Horst Solf. Mehr noch: Er möchte den Diskurs, die Diskussion um seine Arbeit. „Kunst muss anstoßen“, sagt er und fügt hinzu: “ Ich möchte nicht moralisieren, sondern sensibilisieren. Und ins Gespräch kommen.“ Der Dialog, ist sich der Künstler sicher, sei die Chance zur Verständigung und dazu, gemeinsam konstruktiv „unsere Zukunft zu gestalten“. Ins Gespräch aber komme man nur dann, wenn man sehe, worüber man Diskurs halten müsse. „Dies hier ist eine Konfrontation. Das weiß ich“, sagt Solf.

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Die Ausstellung zeige ein Stück Realität, „in der wir uns auch aktuell bewegen“. Es sei, so beschreibt es Lehrerin Dörte Täschner-Pollmann, „ein Gegenentwurf zu dem, was passieren soll.“ Es gehe darum, die Zukunft zu gestalten und zu wissen, wie die Zukunft eben nicht auszusehen habe. Die Frage an dieser Stelle sei nicht die nach richtig oder falsch.

„Ich bin bereit, alles in den Schmelzofen zu schmeißen, wenn ich die Garantie bekomme, dass der Krieg aufhört und nicht wiederkommt“, sagt Horst Solf. Aber solange Kriege auf der Welt Menschen das Leben nehmen, sei es wichtig, „dass wir uns das vor Augen halten und dass wir das gemeinsam verhindern.“

Das Ruder, so ist sich Horst Solf sicher, haben nun „die Jungen“ in den Händen. Sie könnten Zukunft gestalten. „Und sie können uns abverlangen, dass wir ihnen behilflich sind.“

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