Aldo Ianello versuchte gar nicht erst, sich herauszureden: Der Wirt des Landhaus Varmert wusste genau, worauf er sich einließ, als er sich die „Spedition Sack“ am Freitag, 25. November, zu einem Konzert in sein Lokal holte. Die Truppe kennt er schon seit ewigen Zeiten, daher wusste er in etwa, was ihn und seine Gäste musikalisch erwartet. Hinsichtlich der Zuschauerzahlen war der Betreiber des italienischen Restaurants auf dem Anwesen des Golf-Clubs Varmert nicht so sicher, was auf ihn und sein Team zukam, denn er weiß, dass die Kiersper Band ein Publikumsmagnet ist.
So kam es dann auch: Trotz wenig Werbung hätten kaum mehr Besucher in das Restaurant gepasst, um einen weihnachtlichen Abend mit der „schlechtesten Countryband der Welt“ zu erleben. Diesem Anspruch werden die Sack-Brüder aka Horst, Heinz und Hans allerdings nicht gerecht.
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Bevor Missverständnisse aufkommen: Es soll kein Verriss folgen – im Gegenteil. Die „Spedition Sack“ ist eine Kiersper Institution, eine Coverband, die mit sehr viel Humor antritt, mal augenzwinkernd, gelegentlich auch mal derbe. Aber immer mit einem feinen Gespür, worauf die Zuschauerschaft gerade Lust hat. Und das musikalisch und handwerklich wirklich überzeugend.
An diesem Freitag vor dem ersten Advent waren Weihnachtslieder natürlich gesetzt. Die gab es in geballter Form vor allem im zweiten Set. Das Publikum wurde in gewohnt „charmantem“ Ton eingestimmt: „Haltet mal die Fresse, jetzt wird’s besinnlich“, brachte es die Ansage auf den Punkt. Dass die Gebrüder Sack hinsichtlich der Texte nicht gerade durch Respekt vor ehrwürdigem Liedgut glänzen, ist wesentlicher Teil ihres Images. Bei den Weihnachtsliedern fällt aber dann doch irgendwann auf: „Diese Stücke kommen mir irgendwie bekannt vor“. Wer die Originale in einem völlig anderen Genre verortet, liegt zumeist richtig.
Dass die „Spedition Sack“ nach langer Corona-Pause ihren ersten Gig dieser Art spielte, fiel nicht weiter auf. Bestenfalls durch die Begeisterung des partyhungrigen Publikums, keinesfalls aber durch mangelnde Routine. Die Musiker hatten ihr Repertoire im Griff. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem Blockflöten gezückt wurden.
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Es muss nicht unbedingt mangelndes Talent gewesen sein, vielleicht sind diese Instrumente einfach eher für den Musikunterricht zu gebrauchen. Kurzum: So melodisch wie die anderen Titel klang „O du Fröhliche“ in der Sack-Interpretation nicht. Außerdem wurden vor der Advents-Session kostenlos Glöckchen verteilt, auf die es aber keine Garantie gäbe, wie ein Gast von Hans Sack erfuhr, als er aus seiner Bimmel keinen Ton herausbekam.
Das Publikum war bunt gemischt – feier- und tanzwillig waren aber fast alle. Ein spezielles Konzert für die Mitglieder des Golf-Clubs war der Auftritt am vergangenen Freitag nicht. Diese waren natürlich willkommen, aber im Vergleich zur Fangemeinde der Spedition Sack waren sie nach Einschätzung von Wirt Aldo doch in der Minderzahl.
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Mancher Gast war auch von weit weg angereist. So wie Thorsten aus Baltum. Im hohen Norden war Thorsten selbst Gastgeber für die „Spedition Sack“ auf ihren Touren. Im Landhaus Varmert wurde er freudig begrüßt, aber sofort als „Mikrofonständer“ eingeteilt. Dieser war nötig, weil der Keyboarder Holzig Hartz zum Akkordeon griff, als mit dem Stück „Es ist ein Horst entsprungen“ ein weiterer Weihnachtsklassiker gnadenlos neu interpretiert wurde. Musikalisch blieben die Sack-Brüder nah am Original, lyrisch nicht so sehr: Einer der poetischsten Klassiker seines Genres wurde kurzerhand zu einem Knast-Epos umgedichtet.
Wirt Aldo Ianello war mit dem Erfolg der Veranstaltung mehr als zufrieden, obwohl noch nicht mal Eintritt genommen wurde. Wiederholen kann er eine solche Party jedoch nicht, da die „Spedition Sack“ sich reihum andere Lokale für diese Partys sucht. Für Aldo ist das aber ok. Er sei den Musikern sehr dankbar: „Damit macht die Spedition Sack wirklich etwas für die Gastronomie.“
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