„Wo soll ich hin? Ich weiß nicht. Muss zu Kunde“, in gebrochenem Deutsch versucht der polnische Fahrer irgendwie eine Lösung zu finden. Er ist gerade in Wiblingwerde gestrandet. „Autobahn zu. Nach rechts nicht, nach links nicht. Kunde schimpft, Chef schimpft.“ Geladen hat er Stahl. Wo er genau hin muss und woher er kommt, will er nicht sagen.
„No German, can you help?“ (Kein Deutsch, kannst du helfen?) Mit Händen und Füßen versucht sich ein Lkw-Fahrer aus der Slowakei auf dem Edeka-Parkplatz zu verständigen. Er muss in die Nette nach Altena. Er kam über die A46 aus Hagen, um nicht durch die Sperrung der A45 zu müssen. Von dort aus kam er bis zum Selvekreisel und wurde von der Polizei vor der gesperrten Brücke in Altena gestoppt. Zurück auf die Autobahn in Richtung Hemer ging auch nicht und sein Navi sagt ihm keine alternative Route mehr. Während er versucht, aus dem Dilemma herauszukommen, hupen immer mehr Autos. Sie kommen nur schlecht an dem abgestellten Lkw vorbei. Seit mehr als zwei Stunden suche er einen Ausweg. Komme langsam in den Bereich, wo er aufgrund seiner Lenkzeiten Pause machen müsse, aber die Teile müssten noch heute zum Kunden. Die Verzweiflung und der Frust stehen ihm ins Gesicht geschrieben.
[[ad-placeholder]]
In den Serpentinen zwischen Nachrodt und Wiblingwerde stand am Donnerstagmorgen auch ein Lkw. Die Scheiben dick eingefroren. Auf die Frage, ob alles ok sei, antwortete der Fahrer: „Ja, mir ist nichts passiert. Aber ich komme nicht weiter. Der Schnee ist zu gefährlich und ich weiß nicht mehr wohin. Ich habe erstmal meine Pause gemacht und geschlafen.“ Sein Chef wolle später mit dem Kunden Kontakt aufnehmen, sobald die Büros besetzt seien. Er wisse nicht mehr weiter.
„Die Lkw-Fahrer tun mir echt leid. Wo sollen sie noch her? Die Umleitungen sind noch nicht gescheit beschildert. Das geht gar nicht“, sagt Bürgermeisterin Birgit Tupat. Wenn sie aus dem Fenster ihres Büros schaut, sieht sie die vielen Lkw, die in Richtung Altena fahren. „Die kommen gleich alle wieder zurück. Ich denke nicht, dass die alle unsere Firmen beliefern. Und am Kreisel in Altena ist halt Schluss, von dort geht es zurück“, sagt die Bürgermeisterin. Sie übt auch scharfe Kritik an Straßen.NRW: „Wie kann es sein, dass man nicht in der Lage ist, rechtzeitig Schilder aufzustellen. Wenn es noch Änderungen gibt, kann man das ja machen. Aber das ist wirklich keine Lösung.“ Die Fahrer seien hilflos und aufgeschmissen. „Wie jeder andere auch fahren sie nach Navi und wenn das nicht mehr hilft, befragen sie Google. Was sollen sie auch machen? Die stehen unter einem enormen Druck.“
Kein Verständnis hat die Bürgermeisterin allerdings für kopflose Auswegsuche. Am Freitagmorgen hatte sich mal wieder ein Lkw in der Brachtenbeck festgefahren. Relativ mittig kam er nicht mehr weiter. „Wenn ich doch in so eine Straße rein fahre und sie wird nach 100 Meter auf absehbare Zeit nicht breiter, dann weiß ich doch, dass das nicht funktionieren kann.“ Der Fahrer hatte von Altena in Richtung Wiblingwerde fahren wollen. In einer scharfen Linkskurve sei er nicht mehr weitergekommen. Die Folge: Die Brachtenbeck war mitten im Berufsverkehr gesperrt. Der Bauhof musste ausrücken und die Straße noch einmal streuen. Mit Hilfe von Polizei und Bauhof kam der Lkw schließlich weiter.
[[ad-placeholder]]