Kierspe. Zum Unterrichtsbeginn hingen zahlreiche Schüler weiße Tücher an ihren Schulranzen, um ebenfalls Flagge zu zeigen. Die Eltern hatten ihre Sprösslinge damit zur Schule geschickt, nachdem an mehreren Schulen der Region sprichwörtlich die weiße Flagge gehisst wurde. Die Botschaft der Pädagogen: „Wir können nicht mehr, wir sind am Limit“.
Die Idee für das weiße Tuch am Tornister stammt offenbar aus Lüdenscheid. Dort ist Sandra Block, Gattin des Rektors Thomas Block, an der Westschule tätig. „Meine Frau ist Klassenlehrerin einer ersten Klasse, und da tauchte plötzlich einer ihrer Schüler mit dem weißen Tuch auf und erklärte, ihm wäre das* (*Anmerkung: „Die Corona-Auswirkungen an den Schulen“) auch alles zu viel“, berichtet Thomas Block. Das Foto veröffentlichte er mit dem Stichwort „Solidarität“ in den sozialen Medien. Prompt landete das Bild auf dem Tisch von Elternvertretern. Dort war man begeistert von der Aktion und beschloss: „Sowas machen wir auch“.
[[ad-placeholder]]
Mit dem, was am Freitagmorgen passierte, hätte an der Pestalozzischule niemand gerechnet: „Ich kann es nicht genau schätzen, aber in machen Klassen hatte die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ein weißes Tuch am Schulranzen. Das war ein tolles Bild, wirklich rührend“, schildert Rektor Block seine Eindrücke. Dasselbe Bild bot sich auch an der von ihm ebenfalls geleiteten Schanhollenschule. Er freut sich über Unterstützung der Kinder und Eltern für die Arbeit an den Schulen, die so zum Ausdruck gebracht würde.
Vorausgegangen waren die weißen Flaggen, die an einigen Schulen der Region gehisst wurden. Damit sollte verdeutlicht werden, dass nach Ansicht der Lehrerinnen und Lehrer die Belastungen durch die Corona-Pandemie nun ein Limit überschritten hätten. Eine Entscheidung des NRW-Schulministeriums hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Infolge der Überlastung von Laboren bei der Auswertung von Corona-Tests wurde kurzfristig beschlossen, im Falle von positiven Klassen-Pool-Tests die anschließenden Einzeltests nicht mehr im Labor durchführen zu lassen. Nun sollen die Kinder vor Unterrichtsbeginn täglich per Antigenschnelltest getestet werden, bis der „Pool“ wiede negativ ist. Das führte zu Mehrarbeit für das Lehrerkollegium. Alternativ bleiben den Eltern die öffentlichen Testzentren, dies muss von den Eltern selbst organisiert werden.
[[ad-placeholder]]