Vor dem Ratssaal verteilten Vertreter der Friedensgruppe Lüdenscheid einen vervielfältigten Leserbrief, der an die Ratsmitglieder appellierte, der Aussetzung der Städtepartnerschaft mit Taganrog, die seit 1991 besteht, nicht zuzustimmen. Ihre Befürchtung: „Das Zerstörungswerk (Putins) sollte nicht durch die Aussetzung der Städtepartnerschaft fortgesetzt werden, gerade zu einem Zeitpunkt, in dem die Kritik am russischen Krieg gegen die Ukraine von Prominenten und Bürgern Russlands immer lauter und stärker wird. Dies käme aus unserer Sicht einer Kapitulation vor den Kriegstreibern gleich.“
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In der Begründung des CDU-Antrags heißt es:
„Während eine Städtepartnerschaft symbolisch für die Verbundenheit zweier Regionen steht, dient die
russische Stadt Taganrog in vielerlei Hinsicht als Symbol für die Entwicklung Russlands unter der Führung von Vladimir Putin. Die pluralistischen und demokratischen Werte, für die die Stadt Lüdenscheid steht, sind nicht mit der staatlichen russischen Propaganda und dem grausamen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vereinbar.
In der Hoffnung auf eine spätere Fortführung von mehr als drei Jahrzehnten Friedens- und
Erinnerungsarbeit, mehrere Schulpartnerschaften und in Erinnerung an die vielen freundlichen und
unbefangenen Begegnungen der Vergangenheit, soll die Partnerschaft nicht beendet, sondern ausgesetzt werden … Wir möchten daher alle Aktivitäten in Zusammenhang mit der Städtepartnerschaft ruhen lassen.
Sie sollen erst durch einen weiteren Ratsbeschluss wieder aufgenommen werden. Diesem muss eine Rückkehr der Russischen Föderation in die Europäische Wertefamilie und die Aussöhnung mit der Ukraine vorangegangen sein. Dazu zählt der vollständige Rückzug Russlands aus der Ukraine in den Grenzen von 2013.“
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Daniel Kahler, stellvertretender Vorsitzender der CDU Ratsfraktion, hatte den Antrag unterschrieben und verdeutlichte noch einmal, dass der Antrag dahingehend verstanden werden solle, „ein kleines Symbol zu senden“.
FDP-Fraktionschef Jens Holzrichter wies darauf hin, dass die Partnerschaft bereits ruhe. Dies wurde auch von Bürgermeister Sebastian Wagemeier bestätigt, der betonte, dass es nicht darum ging, die „Tür zuzuschlagen“, sondern zu zeigen, dass „die Hand ausgestreckt bleibt“. Er erklärte auch, dass es seitens der Stadtverwaltung ein Schreiben an die Partner in Taganrog gegeben habe, das bis heute unbeantwortet blieb.
Angeheizt wurde die Diskussion seitens der LINKEN, die sich eindeutig auf die Seite der Friedensgruppe Lüdenscheid stellten und die Aussetzung für „das falsche Signal an die vielen Bürger in Taganrog hielten, die den Krieg ablehnen.“
Daniel Kahler lenkte etwas ein. Sein Vorschlag: die Partnerschaft auszusetzen, aber die letzten drei Zeilen der Begründung zu streichen. Dies wurde dann auch vom Rat mit 34 zu 3 Gegenstimmen (bei einer Enthaltung) beschlossen.


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