Halver. Was rund 40 Bürger am Montagabend als „abendlichen Lichterspaziergang“ deklarieren wollten, entpuppte sich tatsächlich als demonstrative Zusammenkunft, mit der sie sich gegen die aktuelle Coronapolitik und damit einhergehende Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie positionieren wollten.
Zwar verhielten sich die Teilnehmer laut Ordnungsamtsleiter Lutz Eicker „ruhig und friedlich“, dennoch schien die nicht als offizielle Versammlung angemeldete Veranstaltung doch die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zu ziehen. Das zeigte sich nicht zuletzt daran, dass die Polizei mit vier Einsatzwagen vor Ort war und die Männer, Frauen und Kinder auf ihrem Weg durch die Straßen begleitete.
Ein Versammlungsleiter oder Organisator war für die Presse nicht zu sprechen, kaum einer der Teilnehmer konnte oder wollte seine auf die Straße gebrachten Forderungen öffentlich formulieren. Stattdessen trugen sie Papierlaternen durch die Innenstadt und hörten über einen Lautsprecher Lieder wie „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen.
Eine „Spaziergängerin“ aber äußerte dann doch noch ihre Beweggründe, an der Anti-Corona-Veranstaltung teilzunehmen. Zwar wollte sie anonym bleiben, sagte aber, sie habe „Sorgen vor der Impfung“. Sie sei verunsichert von den wechselnden Aussagen der Politiker, welche sich im Laufe der Pandemie mehrfach widersprochen hätten. Sie sprach von ihren Ängsten gegenüber der Impfung und darüber, bei einem sogenannten Totimpfstoff eher mit dem Gedanken zu spielen, sich impfen zu lassen. Allerdings: auch Novavax, der erste Protein-Impfstoff, überzeuge Sie nicht wirklich. Sie arbeite im medizinischen Bereich, verriet sie, weshalb sie „momentan innerlich zerrissen“ sei und zwischen Impfpflicht und einem Jobwechsel stünde. Die Impfflicht, so sagt sie selbst, schade der Bundesrepublik. Heute Abend sei sie nur mitgegangen, weil ihr auch die Atmosphäre gefalle. Bei einer aggressiveren Stimmung wäre sie dem Spaziergang fern geblieben, versichert sie.
Dass es dazu nicht kommt, hofft auch Lutz Eicker, der betonte, er werde sich den Verlauf der Veranstaltung „gut angucken“. Sollte bei ähnlichen Veranstaltungen „die Klientel wechseln“, werde man seitens des Ordnungsamtes und der Polizei einschreiten, um Straftaten zu verhindern.
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