Alte Dachbleche dienen als neue Fassade für mobile Werkstatt

„Stop war“. – Stoppt den Krieg steht, mit gelber Kreide geschrieben, auf rostigen Blechen. Die recycelte Außenhaut der mobilen Werkstatt in Hardenberg, Meinerzhagens kreativem Außenposten, ist zugleich neue Kommunikationsfläche für das Dorf.

Meinerzhagen. Das Projekt erinnert an Tiny Häuser. Auf einem Gestell mit Doppelachse haben junge Leute ein fahrbares Dorfgemeinschaftshaus auf die Räder gestellt. Das Fahrgestell haben sie gekauft. Der Rest ist Eigenleistung. Solides Handwerk der Gründer von „Hardenwerk“, einer kleinen Manufaktur.

„Mobiler Werkraum“ nennt sich das Projekt, das sie im Sommer 2021 gestartet haben. Die Idee, einen Werkwagen einzurichten hatten sie schon länger. Er passt ins Hardenwerk-Konzept, „zusammen etwas zu erzeugen“. Den Ansatz wollten sie weitertragen, erläutert Projetleiterin Lena Schalenbach. Das Konzept soll auf andere Dörfer übertragbar sein. Das Team arbeitet nicht nur zusammen. Es will den Wagen „als Kino, Galerie, Ausstellungsraum, Bar, Büro, Besprechungsraum…“ nutzen, heißt es auf der Hardenwerk-Homepage. So verbinden sie trendigen Tiny-Boom mit Sauerländer Pragmatismus.

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Aufbau aus nachwachsenden Rohstoffen

Die Plattform auf vier Rädern soll die Dorfbewohner zusammenbringen. Möglich wurde die Umsetzung der Pläne durch einen Zuschuss aus dem Leader-Programm für das Volmetal. Aus der ursprünglichen Idee eines kleinen Dorfladens, in dem die selbsterzeugten Produkte angeboten werden sollten, wurde mit viel Eigenleistung der mobile Multifunktionsraum.

Der Aufbau besteht nahezu komplett aus nachwachsenden Rohstoffen. Auf dem Fahrgestell entstand so eine Holzkonstruktion, die den mobilen Werkraum mit einer Hanf-Jute-Dämmung auch frostfest macht.  Im Winter sorgt ein Werkstattofen für das nötige Wohlfühlklima. Nachhaltigkeit war Architektin Lena Schalenbach, die mit ihrem Büro SAMD für Konstruktion und Planung zuständig ist, wichtig.

Die Außenhaut aus alten Dachblechen dient gleichzeitig dem Wetterschutz und als Kommunikationsfläche, wie Lena Schalenbach (oben) und Veronika Martin demonstrieren. Foto: Rüdiger Kahlke

Zwischendurch hatten steigende Holzpreise die „Hardenwerker“ kalt erwischt Die Kalkulation kam ins Rutschen. Das kreative Team fand auch dafür eine Lösung, die zudem Kosten an anderer Stelle sparte. Statt außen teure Holzlattung zu montieren, recycelten sie alte Dachbleche. Die wurden in stundenlanger Arbeit mit Stahlträgern platt geschlagen und geglättet. „Viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Da weiß man, was Handwerk bedeutet“, blickt Lena Schalenbach auf die vier Wochen zurück, in denen das Team mit der Verkleidung des Aufbaus beschäftigt war. „Platt machen, schneiden, anschrauben“, waren die Arbeitsschritte. Auf der blechernen Außenhaut „kann man mit Kreide kritzeln und sie ist magnetisch“, erklärt die Architektin. Man kann Nachrichten draufschreiben oder Plakate dran pappen. Damit wurden die Wände des Gemeinschaftsraumes selbst zum Kommunikationskanal.

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Multifunktional: Feste, Kino, Galerie, Lesungen

Innen duftet es nach frischem Holz, Teil der Wandverkleidung. Tische stehen schon. Die Küchenzeile mit Strom- und Wasseranschluss kommt noch. Im hinteren Teil des Wagens wird zudem eine Trockentoilette eingebaut. „Nichts ist verklebt, alles sind lose Verbindungen. Alles ist rückbaubar“, weist die Planerin auf die Nachhaltigkeit des Projektes hin.

Bis zur Inbetriebnahme nutzen die „Hardenwerker“ den Wagen noch als Show-Room und kleinen Laden für ihre selbst erzeugten Produkte. Die Palette reicht vom Steckenpferd „Esel Erich“ über Federmäppchen aus Feuerwehrschlauch, Grauwacke-Hausnummern, Schneidebrettchen und Schlüsselanhängern bis zu handbedruckten Hoodies. Nach der Fertigstellung soll der mobile Werkraum „bespielt werden.“ Denkbar ist alles, was die Menschen im Dorf zusammenführt: Feste, Kinoabend, Ausstellungen, Lesungen. „Das Dorf weiß Bescheid“, sagt Lena Schalenbach. Und zwischendurch kommt immer jemand, um sich zu informieren oder mit anzupacken.

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 Den mobilen Werkraum kann jeder im Dorf nutzen – kostengünstig. Allenfalls die Betriebskosten wollen die Betreiber einspielen. Der rollende Gemeinschaftsraum ist verkehrstauglich. Angesichts der 3,5 Tonnen braucht es allerdings einen stabilen Untergrund. Und ein Trecker für den Transport findet sich im Dorf immer, sind sich die „Hardenwerker“ sicher. Jetzt geht es ans Marketing. Weitere Infos soll eine Webseite bieten. Und dann wäre da noch Außenhaut für Werbebotschaften und Ankündigungen.

Link:

Ein Video informiert über Idee und Konzept der Hardenwerker:

Der mobile Werkraum wurde durch das Leader-Programm gefördert:

https://leben.oben-an-der-volme.de/projekte

Die Manufaktur und ihre Produkte:

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