„Alles Und Suppe“ – Mahlzeiten und ein offenes Ohr für Bedürftige

Die Aktionsgruppe "8. März Lüdenscheid" lud am Donnerstag, 5. September, zu ihrem vierten Thementag ein. Dieses Mal erzählte die Lüdenscheider Organisation „Alles Und Suppe“ von ihrer Arbeit.

In der Begegnungsstätte des Awo Ortsvereins in der Lüdenscheider Altstadt versammelten sich einige Interessierte, um mehr über eines der Caritas-Projekte in Lüdenscheid zu erfahren. „Alles Und Suppe“ wurde von vier ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen vertreten, die die Organisation vorstellten und den Gästen einen Einblick in ihre Arbeit gewährten. Im Dezember 2020 wurde das Projekt in Zusammenarbeit der Caritas, der Hardcore Help Foundation und dem Alternativen Jugendzentrum Lüdenscheid (AJZ), den Glücksbringern, der Stadt Lüdenscheid und der Lüdenscheider Tafel, den Bergstadt Brüdern und Willi und Söhne, sowie dem Obdachlosen-Freundeskreis (OFK) gegründet.

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Eine Hand hilft der anderen

In den Räumlichkeiten des AJZ wurde zunächst jeden Tag von 16 Uhr bis Mitternacht Essen an Bedürftige ausgegeben. Nach dem ersten Winter entschied man sich, die Zeiten dem Bedarf anzupassen und nun gibt es in der Wintersaison an insgesamt vier Tagen Essen. An zwei dieser Abende können „Alles Und Suppe“ warmes Essen aus einer örtlichen Gastronomie ausgeben. Die restlichen zwei Tage gibt es belegte Brötchen, die von den Ehrenamtlichen erst bei der Landbäckerei Sommer abgeholt und dann bei der Tafel zum Teil gegen Wurst und Käse fürs Belegen eingetauscht werden. So hilft eine Hand der anderen.

„Bei uns ist jeder willkommen! Wir hören gerne zu.“ Nicht nur mit Essen, sondern auch mit Gesellschaft und einem offenen Ohr können die Gäste bei „Alles Und Suppe“ rechnen. Insgesamt leisten die 40 Ehrenamtlichen auch seelischen Beistand für die Menschen. Viele haben zuvor schlechte Erfahrungen mit anderen Hilfesystemen gemacht, weshalb Misstrauen und Unsicherheit häufig vorliegen. Die Vortragenden garantieren Anonymität und eine reine Hilfeleistung, bei der keinerlei Anspruch auf Gegenleistung herrsche. Die einzige Regel sei ein striktes Konsumverbot für Alkohol und andere Drogen. Nur im Hinterhof vom AJZ dürfe geraucht werden.

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Außerdem werden vor allem im Winter auch Kleidung und Schlafsäcke angeboten, die in Anspruch genommen werden können. Finanziell wird die Organisation von den Glücksbringern Lüdenscheid über Spenden unterstützt. Zusätzlich zum regulären Winterbetrieb haben die Sauerländer Jungs die Aktion „Dezember Suppe“ initiiert, bei der an jedem Samstag im Dezember von einem örtlichen Verein wie z.B. den Lüdenscheider Lightnings Menschen mit Essen versorgt werden. Da gerade im Winter wesentlich mehr Arbeit anfällt, seien helfende Hände immer gerne gesehen. Interessierte können sich dafür bei der Caritas vorstellen.

Risiken der Obdachlosigkeit für Frauen

Ein besonderer Fokus des Vortrags lag auf den Risiken der Obdachlosigkeit für Frauen. Laut einer Studie aus 2022 sind ein Drittel der Obdachlosen in Deutschland Frauen. Davon berichteten 79 von Gewalterfahrungen aufgrund ihrer Obdachlosigkeit. Oft werden ihnen private Schlafplätze nur für eine (sexuelle) Gegenleistung angeboten. Gerade für Frauen sei die Hemmschwelle sich Hilfe zu suchen wesentlich höher als für Männer. Hier seien vor allem Scham, Angst und Selbstzweifel entscheidende Faktoren für die Entscheidung der Betroffenen. Man könne beobachten, dass nicht nur der Altersdurchschnitt bei Obdachlosen sinke, sondern auch der Anteil an Frauen immer weiter zunehme.

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Mit Blick auf diese Lage entschied sich die Caritas mit Unterstützung der Frauenberatungsstelle eine Tochterorganisation von „Alles Und Suppe“ namens „Frauenzimmer“ ins Leben zu rufen. Hiermit solle vor allem obdachlosen Frauen ein Schutzraum und sicherer Rückzugsort gestellt werden. Für Fragen mögen sich Interessierte an die Caritas wenden.

Zum Abschied luden die Frauen für den 11. September zu der Caritas-Stadttour aus Sicht von Wohnungslosen ein. Um 14 Uhr startet die Tour am Martinus-Haus an der Graf-von-Galen-Straße 6, geleitet von einem ehemaligen Insider der Szene, der auf der Tour einen Einblick in das Leben als Obdachloser in Lüdenscheid gewährt. Die Anmeldung zur kostenlosen Teilnahme ist telefonisch (02351/905007) oder per E-Mail (info@caritas-luedenscheid.de) möglich.

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