Halver. Am vergangenen Samstag war es so weit: Der Linksaußen der SGSH Dragons hat nach sieben Jahren in Deutschland seine Koffer gepackt und ist in seine kroatische Heimat gereist. Ein berufliches Angebot, das der 30-Jährige nicht ausschlagen konnte, hat ihn im September zu dem Entschluss gebracht, in seine Heimat zurückzukehren und den laufenden Vertrag mit dem Handball Drittligisten aufzulösen. LokalDirekt sprach mit Natko Mehrar drei Tage vor seiner Abreise und blickt auf seine Jahre in Halver und Schalksmühle zurück.
„Ich bin unendlich dankbar für diesen Abschied, für den Respekt, den die Fans mir entgegen gebracht haben. Dass die Verabschiedung so groß wird, habe ich nicht erwartet“, so Merhar, der mit einem lachenden und einem weinenden Auge mit seiner Frau und den zwei Kindern ein neues Leben in der alten Heimat aufbaut.
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Natko, time to say goodbye. Ende dieser Woche geht es für Dich zurück nach Kroatien. Wie groß ist die Vorfreude auf die neue, alte Heimat?
Natko Merhar: „Ich freue mehr sehr auf zu Hause und die Heimat, denn seitdem ich 18 Jahre alt war, wohnte ich nicht mehr zu Hause. Aber ich bin auch traurig, weil ich Deutschland verlasse, denn nach sieben Jahren hier ist es zu meinem zweiten zu Hause geworden. Wenn wir in Kroatien im Urlaub waren und dieser sich dem Ende neigte, sagten wir „Wir fahren nach Hause“, obwohl Kroatien ja unser zu Hause ist.“
Du bist 2015 nach Deutschland gekommen, kanntest das Land nicht, hast die Sprache nicht gesprochen. Wie waren die ersten Wochen damals für Dich?
Natko Merhar: „Es war alles ein wenig anstrengend. Alles war unbekannt für mich: das Land, die Sprache, die Gesetze, die Rechte und Pflichten, die Mentalität, einfach alles. Ich musste mich komplett umstellen und meiner Meinung nach hat das alles gut geklappt. Auch die größte Umstellung vom Wetter habe ich gut verkraftet (lacht).“
Die Koffer sind gepackt, die Umzugskisten sind schon in Kroatien angekommen. Was wirst Du auf Deiner Reise aus Halver noch mitnehmen?
Natko Merhar: „Das ist richtig. Meine Frau ist mit den Kindern schon vor fast zwei Wochen Richtung Kroatien aufgebrochen und ich habe in den letzten Tagen den Rest hier abgewickelt. Die letzten Kartons und Möbel gehen am Wochenende auf Reisen, bevor ich am Samstag dann selber ins Flugzeug steige. Es sind viele Erinnerungen, auf die ich zurück blicke. Unsere Kinder sind hier geboren, ich habe viele Freundschaften hier geschlossen, die ich gerne aufrecht halten möchte. Zur Winterzeit möchte ich gerne zurück nach Halver kommen, damit die Kinder im Schnee Schlittenfahren können, denn sie sollen nicht nur den Strand, das Meer und Sonne kennen lernen, sondern auch die kalten Temperaturen des Sauerlandes.“
Dein letztes Heimspiel für die SGSH Dragons ist nun schon vier Wochen vergangen. Als Du eingewechselt wurdest, gab es Standing Ovations und tosenden Applaus. Wie war es für Dich, so verabschiedet zu werden?
Natko Merhar: „Das war ein sehr besonderes Gefühl für mich. Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte, habe mich für einen Moment völlig verloren in diesem Moment. Ich bin unendlich dankbar für diesen Abschied, für den Respekt, den die Fans mir entgegen gebracht haben. Dass die Verabschiedung so groß wird, habe ich nicht erwartet.“
Dazu war Dein letztes Spiel das Derby gegen Volmetal, welches eh immer groß zelebriert wird und besondere Momente beinhaltet. Konntest Du Dir einen besseren Abschied vorstellen?
Natko Merhar: „Der erste Plan war, dass ich mich Oktober im Spiel gegen Krefeld verabschiede, aber die Aus-, bzw. Rückwanderung nach Kroatien hat unglaublich viel Arbeit mit sich gebracht, da man viele Behördengänge etc. zu absolvieren hat. Daher kam der Entschluss, dass mein letztes Spiel in Gensungen/Felsberg auswärts sein wird und somit mein letzter Heimauftritt im Derby gegen Volmetal. Es hätte auch kein besseres Spiel als dieses für meinen Abschied gegeben. An dem Tag war ich sehr nervös gewesen, denn ich wusste nicht, was mich erwarten wird. Die Atmosphäre in dem Spiel ist eh immer besonders und ich wollte zum Abschied noch einmal vor den Fans spielen. Mark Schmetz hat mir die letzten zehn Minuten im Spiel ermöglicht und ich konnte glücklicherweise noch zwei Tore zum Derbysieg beisteuern.“
Trotz der Rivalität im Derby wurdest Du auch von den Spielern des TuS Volmetal verabschiedet?
Natko Merhar: „Ja na klar. Das war ein nettes Zusammentreffen auf dem Kabinengang und wir sind freundschaftlich miteinander umgegangen, wie in all den Jahren auch.“
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Gibt es für Dich ein Spiel, welches Dir aus den vergangenen sieben Jahren besonders in Erinnerung bleiben wird?
Natko Merhar: „Ein direktes Spiel jetzt nicht. Eine besondere Zeit war natürlich, als wir das Turnier im DHB-Pokal ausgerichtet haben und der damalige amtierende deutsche Meister mit Flensburg in Halver zu Gast war. Auch wenn ich verletzungsbedingt nicht Spielen konnte, es war ein tolles Wochenende. In Gedanken werden mir auf jeden Fall die ersten Spiele, die ich für die SGSH absolvieren durfte, bleiben. In den ersten zwei, drei Spielen damals habe ich gemerkt, dass es ein Unterschied zum kroatischen Handball ist: eine andere Liga, andere Fans, eine sehr gute Atmosphäre in der Halle, das war für mich alles neu und es hat mich beeindruckt.“
Wenn Du zurück in Kroatien bist, wirst Du weiter Handball spielen?
Natko Merhar: „Das ist auf jeden Fall mein Plan. Wie das alles klappt mit den Papieren und Verträgen, das weiß ich jetzt noch nicht, das muss die Zeit mit sich bringen, aber spielen will ich auf jeden Fall.„
Mit welcher Spielklasse wäre Dein Verein dann vergleichbar zur deutschen Spielklasse?
Natko Merhar: „So ungefähr vierte Liga. Ein Mittelding aus deutscher dritter und vierter Liga.“
Deine Frau Martina ging für die SGSH Dragons ebenfalls auf Torejagd. Wird sie in Kroatien auch wieder mit dem Handball spielen anfangen?
Natko Merhar: „Sie hatte jetzt pausiert wegen der Geburten unserer Kinder und freut sich schon, bald den Ball wieder in die Hand nehmen zu können. Sie spielt schon viele Jahre Handball und das auch sehr gerne. Es wird eh für sie in Kroatien einiges besser laufen, denn hier war sie sehr viel alleine. Tagsüber war ich arbeiten, abends zum Training in der Halle und am Wochenende an einem Tag zum Spiel. Sie hat die Zeit hier in Halver sehr gut gemeistert, vor allem mit den beiden Kindern und da muss ich ihr auch ein Lob für aussprechen. In Kroatien hat sie ihre Freundinnen um sich, unsere Familien und sie hat es sich jetzt einfach verdient, dass sie ihre Zeit bekommt, für das, was ihr Spaß macht.“
Was wünschst Du Dir für Deine Familie in der Heimat?
Natko Merhar: „Viel gemeinsame Zeit. Wir werden versuchen, viele aus den vergangenen Jahren nachzuholen, als wir nicht zusammen waren. Das wichtigste in dieser Zeit ist aber auch viel Gesundheit!“
Natko Merhar ist am Samstag, 30. Novembe, gesund in Kroatien gelandet und hat uns noch diese Zeilen zukommen lassen: „Ich möchte mich bei allen Fans, Vereinsangehörigen, bei allen, die mir geholfen haben, sei es damals, als ich nach Deutschland kam oder auch jetzt, bei meinem Abschied, bedanken. Danke für Alles, wir werden uns Wiedersehen!“
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