A45: „Da hat noch nicht jeder den Ernst der Lage erkannt“

Diskussionsrunde der SPD zu den Auswirkungen der Brückensperrung auf der A45.

Wie die gesamte Region rund um Lüdenscheid leidet auch die Stadt Halver unter den Auswirkungen der Brückensperrung auf der A45. Für Donnerstag, 31. März, hatte der SPD-Ortsverein Halver zu einer Diskussionsveranstaltung ins Restaurant Martas geladen. Der Lüdenscheider Bürgermeister Sebastian Wagemeyer sowie der Landtagsabgeordnete Gordan Dudas  (beide SPD) stellten sich den Fragen und Erwartungen der Gäste. Zunächst informierten beide über den aktuellen Stand, nachdem der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Kastner die Gäste begrüßte. Halvers Bürgermeister Michael Brosch, saß ebenfalls in erster Reihe.

Der A45-Bürgerbeauftragte Sebastian Wagemeyer (2. von rechts) stand Rede und Antwort.

Brosch sagte, dass Halver die Auswirkungen der Brückensperrung spüren würde, aber im Vergleich zu den Nachbarstädten „zumindest vorläufig nicht so hart getroffen“ sei: „Bei uns muss der ganze Lkw-Verkehr zum Glück nicht durch die ganze Innenstadt rollen“, stellte Brosch fest. Dies sei etwa in Kierspe anders. Doch auch für seine Stadt könnte das dicke Ende noch kommen, befürchten alle Anwesenden: Sobald die derzeit geplanten Baumaßnahmen auf der B54 abgeschlossen sind, werde auch die Volmestraße sehr wahrscheinlich von deutlich mehr Lkw als Ausweichstrecke zur gesperrten Rahmedetalbrücke genutzt. Es wurde von einigen Teilnehmern die Befürchtung formuliert, dass die Lkw-Kolonnen sich durch Oberbrügge-Ehringhausen „quetschen“. Dadurch werde die Heerstraße völlig überlastet sein und vielleicht sogar massiv beschädigt.

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Zunächst berichtete sein Lüdenscheider Amtskollege, der an diesem Abend in seiner Funktion als A45-Bürgerbeauftragter sprach. Zweifellos lässt sich diese Aufgabe nicht von seinem Bürgermeisteramt trennen. Und so ließ Sebastian Wagemeyer erstmal die Ereignisse seit dem 2. Dezember vergangenen Jahres Revue passieren – sofern diese Redewendung angesichts der dramatischen Auswirkungen passend erscheint: „Bei mir klingelte das Telefon und Frau Sauerwein-Braksiek erklärte mir, dass in 15 Minuten die Rahmedetalbrücke komplett gesperrt würde.“ Was danach folgte, ist hinlänglich bekannt: Ein Desaster für die Region, der zu erwartende monetäre Schaden wurde unlängst auf fünf Milliarden geschätzt. Eine Zahl, die Wagemeyer nicht geschockt hat: „Ich habe sogar acht Milliarden geschätzt.“

Die Kalkulation bezog sich allerdings auf eine Fertigstellung der Ersatzbrücke innerhalb von fünf Jahren. Diese Zeitspanne, wurde an diesem Abend als maximale Zeitspanne eingestuft, vielmehr wolle man sehr viel Druck machen, um den Bau zu beschleunigen. Eine Wunschvorstellung, die in der Zwischenzeit von den Verantwortlichen in Berlin „kassiert“ worden ist. Mittlerweile muss man diese Bauzeit wohl als Mindestmaß einstufen. Nach Ansicht von Gordan Dudas wird nicht von allen Verantwortlichen angemessen auf die Lage reagiert: „Da hat noch nicht jeder den Ernst der Lage erkannt“, so der SPD-Landtagsabgeordnete.

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Die Sorgen der Diskussionsteilnehmer waren groß, doch es ging keineswegs nur darum, diese zu artikulieren. Es wurden Fragen zu Details zu einzelnen Aspekten der „Problembehebung“ gestellt und dabei Lösungsansätze wie der möglichen Nachtarbeit auf den zahlreichen, nötigen Baustellen angedacht. Letztlich lagen die Karten auf dem Tisch. Die Auswirkungen der Brückensperrung sind nicht überall gleich, aber doch ziemlich ähnlich. Auf die Frage, ob er denn an diesem Abend auf völlig neue Aspekte angesprochen worden sei, antwortete Sebastian Wagemeyer: „Die Anliegen der Menschen sind alle sehr ähnlich. Wirklich Neues ist hier nicht auf den Tisch gekommen.“

Von der SPD für die Bürger: Mehrere Halveraner nutzten die Gelegenheit, um ihre Fragen und Sorgen loszuwerden.

Bei aller Dramatik wurde aber auch eine gewisse Aufbruchsstimmung propagiert. So wurde ein ganzheitliches Verkehrskonzept ins Spiel gebracht, bei dem sogar über Radwege nachgedacht wurde. Diesbezüglich sieht Brosch seine Stadt als Diaspora und rechnet sich gute Chancen aus, hier etwas zu bewegen. Die Priorität solcher Wünsche steht allerdings auf einem anderen Blatt, denn als Bürgermeister hat er auch den Fachkräftemangel und vor allem mögliche Gewerbesteuereinbußen im Visier: „Wir hoffen, dass die Gewerbesteuereinnahmen nicht zurückgehen“, erklärt Bürgermeister Brosch, und lässt aber keine Zweifel daran, dass er sich über diesen Punkt große Sorgen macht.

Für die Anwesenden dieses Diskussionsabends schienen die Gespräche etwas Tröstliches zu haben: Die Bürger waren mit ihren Sorgen nicht allein. Auf die Anliegen der Menschen einzugehen, ist Kern der Aufgaben von Sebastian Wagemeyer als Bürgerbeauftragter. Dass solche Veranstaltungen einen Beitrag zu Problemlösungen leisten können, erachtet man nicht überall so. Zumindest in Bezug auf die B54 als Ausweichstrecke soll Wagemeyer in Meinerzhagen als Gesprächspartner nicht erwünscht sein. Auf diese Abfuhr durch Bürgermeister Jan Nesselrath reagiert Wagemeyer keineswegs eingeschnappt, allerdings schulterzuckend: „Ich kenne Jan Nesselrath gut und schätze ihn sehr. Ich kann ihm nur das Gespräch anbieten und dann Wünsche und Anregungen in die entsprechenden Gremien mitnehmen“.

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