Kierspe. Die Erstklässler von heute sind die Kitakinder von gestern. Eine Generation, die während der Corona-Pandemie einiges verpasst hat. Auch die Brandschutzerziehung. Und genau deshalb bekamen alle Kiersper Erstklässler heute Besuch von der Feuerwehr. Die Wehrleute erklärten den Kindern ganz genau, was sie sagen müssen, wenn sie die 112 wählen.
Was schrieb die Feuerwehr auf den Stundenplan? Im Fokus standen die fünf W-Fragen, die der Leitstelle alle wichtigen Antworten geben. Jedes Kind bekam eine kleine Notfallkarte, auf der es die Telefonnummern seiner Angehörigen notieren kann. Das Gestalten von Plakaten ergänzte das Programm der Feuerwehr. Mit Bildern und Tipps versehen sollen sie das Gelernte nachhaltig in den Klassenräumen wirken lassen.
Klicken Sie auf das Bild, um die Galerie anzuschauen.








„Wir sind sehr froh, dass wir das machen können“, sagte Christian Schwanke, Feuerwehr-Pressesprecher der Stadt Kierspe im Gespräch mit LokalDirekt. Die Schulen hätten das Angebot dankbar angenommen. Es ist ein erster Einstieg in dieses wichtige Thema. Sensibilisiert sind dadurch auch die Lehrer. Christian Schwanke erklärt, wie wichtig es sei, dass Kinder zum Beispiel ihre eigene Adresse wüssten. Die Lehrkräfte könnten dies zwischendurch immer mal wieder abfragen.
In diesem Jahr, so hofft der Feuerwehr-Pressesprecher, soll auch die Brandschutz-Erziehung in den Kitas wieder starten. Alle anderen Bürger versucht die Feuerwehr über die sozialen Netzwerke, wie Facebook und Instagram, zu erreichen. Möglichst viele sollen am heutigen Tag des europäischen Notrufs zu diesem wichtigen Thema informiert sein.
[[ad-placeholder]]

Aber was ist zu beachten bei einem Notruf? Was sind die wichtigsten Informationen für den Menschen am anderen Ende der Leitung?
Der Notruf – die 5 W als Leitfaden
1) Was ist passiert?
Das ist wichtig, denn der Rettungsdienst kommt je nach Notlage mit unterschiedlichen Fahrzeugen. Bei einem Müllcontainerbrand kommt die Feuerwehr mit einem Löschfahrzeug, bei einem Herzinfarkt mit einem Rettungswagen und Notarzt.
2) Wo ist es passiert?
Hier ist nicht nur die möglichst genaue Straßenbezeichnung samt Hausnummer (wenn zutreffend) hilfreich, sondern auch die Stadt, in der der Notfall passiert ist. Häufig werden durch die Leitstellen große Gebiete bearbeitet, in denen es dann mehr als eine „Hauptstraße“ oder „Bahnhofstraße“ gibt. Wenn man die Straße nicht kennt, hilft auch der Ort. (Am Aldi / Katholische Kirche).
3) Wie viele Verletzte/betroffene Personen sind es?
Vom einzelnen Fußgänger bis zum vollbesetzten Schulbus – abhängig von der Anzahl der gefährdeten Menschen werden unterschiedlich viele Rettungsmittel benötigt. Wenn die Leitstelle dies bereits beim Notruf erfährt, kann sie zielgerecht alarmieren.
4) Wer ruft an?
Gerade, wenn eine Einsatzstelle beispielsweise beim außer Kontrolle geratenen Lagerfeuer im Wald schwer von außen zu finden ist, ist es für die Einsatzkräfte hilfreich, wenn die Leitstelle den Anrufer nochmals kontaktieren kann.
5) Warten auf Rückfragen?
Aufregung und Anspannung sind normal – schließlich wählt man nicht jeden Tag den Notruf. Falls man nun in der Hektik eine wichtige Angabe vergessen hat, werden die routinierten Leitstellenmitarbeiter dies abfragen. Daher sollte man nie als erster auflegen, sondern warten, bis die Notrufstelle erklärt hat, dass sie alle Informationen hat. Und wichtig ist auch, vor Ort zu bleiben und Feuerwehr sowie Rettungsdienst einzuweisen.
[[ad-placeholder]]
Der europaweite Tag des Notrufs
Der europaweite Notruf: 112. Zahlen die Leben retten. Seit Dezember 2008 können die Menschen in allen 28 Ländern der Europäischen Union aus allen Fest- und Mobilfunknetzen gebührenfrei die Feuerwehr, Rettungsdienste oder die Polizei unter der europaweit einheitlichen Notrufnummer 112 erreichen. Der überwiegenden Anzahl der Deutschen sei die 112 als nationale Rufnummer gut bekannt – doch leider sei es vielen weit weniger präsent, dass diese Notrufnummer auch in allen anderen Mitgliedstaaten der EU angerufen werden könne. Dieses Wissen kann Leben retten. (Quelle: Feuerwehr Kierspe)
Die Geschichte der Nummer 112
Wie kam es dazu, dass es diese Nummer gibt? Am Anfang steht ein Schicksalsschlag. Am 3. Mai 1969 wird Björn Steiger, eine Woche vor seinem neunten Geburtstag, auf dem Nachhauseweg vom Schwimmbad von einem Auto angefahren. Fast eine Stunde dauert es, bis ein Rettungswagen eintrifft. Zu lange. Zu spät für das Kind. Es stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
Damals schwört sich sein Vater, Siegfried Steiger, das Rettungssystem zu verbessern. Ende der 1960er Jahre gab es in der ganzen Bundesrepublik weder rund um die Uhr besetzte Leitstellen noch eine Koordinierung der Hilfsorganisationen. Engmaschig aufgestellte Notrufsäulen, eine gute Zusammenarbeit von Feuerwehr, Krankenhäusern oder Rettungsstationen und die Einführung einer einfachen kostenlosen Rufnummer in ganz Deutschland waren die wichtigsten Ziele von Steiger.
Er und seine Frau Ute gründeten die „Björn Steiger Stiftung e.V.“, suchten Partner in der Politik, bei Banken und in der Wirtschaft. Um die Ziele der Stiftung finanziell umzusetzen, setzte das Ehepaar Steiger nicht nur auf Spenden und Sponsoren, sondern verpfändete sogar dreimal das eigene Wohnhaus, um Hubschrauber und Rettungsfahrzeuge und so weiter zu finanzieren. Erste Ergebnisse waren die Einführung des BOS-Funksystems im Rettungsdienst, die Entwicklung des ersten modernen Rettungswagens, der erste 24-Stunden-Notarztwagen, das Aufstellen von Notruftelefonen an deutschen Straßen und der Beginn der zivilen Luftrettung.
Die Einführung der bundeseinheitlichen Notrufnummer 110/112 sowie die dazugehörige Leitstellenstruktur im Jahre 1973 zählen zu den größten Errungenschaften der Stiftung. Ute und Siegfried Steiger betrachten die Gründung ihrer Stiftung als ihr Lebenswerk. Dieses Ziel verfolgt die Björn-Steiger-Stiftung auch heute noch.

[[ad-placeholder]]